Madagaskar

Land und Leute

Madagaskar ist die viert grösste Insel der Erde und mit fast 590'000 km² rund 14 Mal grösser als die Schweiz. Es leben gut 29 Mio. Menschen auf dieser Insel. Die Hauptstadt Antananarivo (kurz "Tana") hat gut 1.4 Mio. Einwohner.

Die politische und ökonomische Situation hat sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert. Die grössten Herausforderungen für die ländliche Bevölkerung sind:

  • Mehr als die Hälfte der Kinder leiden an chronischer Unterernährung
  • Der WHI-Wert von 41.0 ist der zweithöchste Wert im Welthunger-Index von 2023
  • Verschuldung grosser Teile der Bevölkerung durch Wucher, bedingt durch Schuldzinssätze von 50% bis 300%
  • Nur ein Drittel der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser
  • Korruption ist verbreitet, es mangelt an Transparenz über Gebrauch der öffentlichen Mittel
  • Beim Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International liegt Madagaskar auf Platz 142 von 180.
  • Landenteignungen aufgrund von Rohstoffabbau und industrieller Landwirtschaft
  • Beschaffung von Landeigentumsverträgen ist für Bäuerinnen und Bauern sehr schwierig
  • Hohes Bevölkerungswachstum
  • Frauen sind in Entscheidungsgremien schwach vertreten
  • Säuglingssterblichkeit beträgt 9,5%, Kindersterblichkeit 15,6%,
  • Analphabetenrate liegt bei 28%,
  • 72% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze

Staat ist unfähig, Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren – Selbstjustiz verbreitet sich.
Madagaskars Wirtschaft beruht primär auf Landwirtschaft (Export von Vanille) und in geringerem Masse auf Tourismus

Unglaubliche Vielfalt

Die Madagassen sind ein Volk bestehend aus 51 verschiedenen Ethnien. Ab dem 5. Jahrhundert besiedelten malaysische Seefahrer die Insel. Ab dem 9. Jahrhundert kamen ostafrikanische und arabische Völker dazu. Diese Völker haben sich auf Madagaskar durchmischt, so dass man hier Menschen verschiedenster Ethnien antrifft.

Madagaskar hat sich vor rund 150 Mio. Jahren vom Afrikanischen Kontinenten losgelöst und hat seither eine ganz eigene Flora und Fauna entwickelt. So besitzt es eine unglaubliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren. 85% der Pflanzen und 70 - 80% der Tierarten auf Madagaskar sind endemisch, kommen also nur in Madagaskar vor.

Klimawandel

Madagaskar ist von großer Bedeutung für die globale Biodiversität und gilt gleichzeitig als besonders anfällig gegenüber dem Klimawandel. Wiederkehrende Dürren führen im Süden zu Hunger und Migration, während die Ostküste wiederholt von verheerenden Wirbelstürmen getroffen wird.

Lange Hitzeperioden erreichen Madagaskar immer häufiger und machen die Auswirkungen des Klimawandels sichtbarer denn je.

Bereits seit Jahren gab es keinen richtigen Niederschlag mehr. Stattdessen wirbeln immer öfter Stürme über die Tropeninsel und zerstören die ohnehin fragile Infrastruktur

In Madagaskar herrscht die schlimmste Trockenheit seit 40 Jahren, was zu ausbleibenden Ernten und damit zu Hunger führt. Im Süden Madagaskars ist fast die Hälfte der dortigen Bevölkerung von extremer Ernährungsunsicherheit betroffen.

Politische Lage

Bis 2001
Nach Holländischer, Französischer und Englischer Herrschaft wurde Madagaskar 1896 zur Französischen Kolonie. Nach verschiedenen blutigen Revolutionen und Aufständen wurde es 1960 unabhängig, doch dann hatte es zu leiden unter dem Diktator Didier Ratsiraka. Mit Wahlbetrug und einem Terrorregime hielt sich Ratsiraka bis Ende 2001 an der Macht.

Nach Wahlen, bei denen er sich offensichtlich zu Unrecht als Sieger erklärte, regte sich der Aufstand in der Bevölkerung, sowie in seinem grössten Konkurrenten um den Regierungssitz. Das Land glitt um Haaresbreite an einem Bürgerkrieg vorbei.

Bis 2009
Schliesslich setzte sich Ratsirakas Konkurrent Marc Ravalomanana durch und regierte danach das Land. Er investierte viel in die Infrastruktur des Landes, doch auch er geriet zunehmend in Kritik und wurde der persönlichen Bereicherung verdächtigt. Im Frühling 2009 kam es zu immer grösseren Protestkundgebungen und Unruhen im Land, v.a. in der Hauptstadt. Dem Anführer der Protestbewegung, Andry Rajoelina, gelang es schliesslich, das Militär auf seine Seite zu bringen, so dass der gewählte Präsident abdankte und ins Exil flüchtete.

Dieser Putsch stürzte das Land im Jahr 2009 ins politische Chaos.

Bis 2018
Nach jahrelanger Instabilität und auf Druck der internationalen Gemeinschaft wurde Hery Rajaonarimampianina Ende 2013 schliesslich mit Unterstützung Rajoelinas zum neuen Staatschef gewählt. Er hatte jedoch grosse Schwierigkeiten, das Land aus der wirtschaftlichen Misere zu führen.

Bis 2024
Andry Rajoelina wurde 2019 erneut zum Präsidenten gewählt. Die Wahl von 2023 hat Andry Rajoelina erneut gewonnen. Der Staatschef hat jedoch ein Glaubwürdigkeitsproblem. Zehn Oppositionskandidaten, die zwar zur Wahl angetreten waren aber sie dann boykottierten, haben das Wahlergebnis nicht annerkannt. Es gab Vorwürfe gegen Amtsinhaber Rajoelina, sich mit illegalen Mitteln an der Macht halten zu wollen.

Fauna, Flora und Bevölkerung in Madgaskar

Markt- und Dorfleben